Kolumbien – Weltmeister in der Kokainproduktion (der Einsatz von Glyphosat)

Als ich vor 49 Jahren nach Kolumbien kam und und meine soziale und pastorale Aufbauarbeit in einem sehr armen und ländlichen Gebiet begann, kam ich bald mit dem Kokablatt in Kontakt. Viele Kleinbauern begleiteten die harte Arbeit auf dem Lande mit dem “Kauen oder Lutschen” des Kokablattes. Dies gab ihnen zusätzlichen Ansporn zur Arbeit und liess sie oft die gewohnten Mahlzeiten vergessen. Doch nie sah ich in dieser Umgebung das aus diesem Blatt gewonnene Kokain; dies wurde später erarbeitet und exportiert. Und damit begann ein Riesengeschäft, das Kolumbien nicht nur Unmengen von Geld, sondern vor allem Krankheit, Korruption und, für viele Menschen, den Tod brachte.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Kokainverbrecher war Pablo Escobar: er baute eine enorme kriminelle Organisation auf, die nicht nur Hunderte von Tonnen Kokain exportierte, sondern auch Tausende von Menschen umbrachte. Aber auch nach seinem Tod ging das Geschäft weiter, denn es ist so rentabel, dass man kaum ein baldiges Ende vermuten kann. Ein kg Kokain im kolumbianischen Urwald kostet rund USD 1300.-, die gleiche Menge in den USA kostet um die USD 27´000, in Europa kann dies bis zu USD 53´000 steigen.

Nicht mehr Kaffee sondern Kokain

Kolumbien ist eines der wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt (nach Brasilien), dies schon seit der Kolonialzeit. Hier leben immer noch (schlecht und recht) rund 600´000 Familien von diesem landwirtschaftlichen Produkt, also ein wichtiger Teil der hiesigen Bevölkerung. Doch man lebte zufrieden mit dem Kaffee. Ich konnte selber Zeuge sein davon: wo Kaffee angebaut wurde gab es Schulen, Spitäler, gute Strassen etc. Aber dieses Glück dauerte bis 1989 als der, bis dahin gültige, internationale Kaffeepakt aufgehoben wurde. Dieses Kaffeeabkommen definierte den jährlichen Weltverbrauch und verteilte die erforderten Tonnen Kaffe auf die Produktionsländer. Doch mit diesem Entscheid einiger, nördlicher, Regierungen (vorallem der USA) war der Kaffeesegen für die vielen Bauern vorbei. Und so wechselten viele Familien vom Kaffee zum Kokain, denn die Preise waren unendlich viel besser. (nach neuen Schweizer Pressemeldungen erhält der kolumbianische Kaffeebauer heute noch etwa 3% des Kaffeepreises, den man in Zürich bezahlt). So sagte mir kürzlich eine Landfrau, die ich seit vielen Jahren kenne: “wenn ich meine Kinder eingermassen ernähren will, geht dies nur über die Kokaproduktion!”

Aufstieg der Kokainproduktion

In den letzten 15 – 20 Jahren hat sich die landwirtschaftliche Fläche zum Kokainanbau vervielfacht. Heute, 2019, rechnet man hier mit rund 200´000 Hektaren Koka. Im letzten Jahre wurden rund 1’400 Tonnen kolumbiansichen Kokains auf dem Weltmarkt umgesetzt, vor allem in den USA. Was dies alles an illegalem Geldtransfer, Korruption, Gefängnisstrafen und sogar Toten beinhaltet, kann man sich kaum vorstellen.
Und so begannen hier in den letzten Jahren die nie endenden Diskussionen über die Bekämpfung der Kokainproduktion und dessen Handel. Dies natürlich vor allem auf Drängen der nordamerikanischen Regierungen, die eigenartigerweise früher nicht mit einem anständigen Kaffeepreis einverstanden waren und deswegen die Kokainproduktion ungemein antrieben.

Der Einsatz von Glyphosat

Eines der bisher eingesetzten Bekämpfungsmittel ist eben das vom nordamerikanischen Chemieriesen Monsanto (im Besitz heute von Bayer) hergestellte Glyphosat. In den vergangenen Jahren wurden hier jährlich Tausende von Hektaren Kokapflanzungen bespritzt. Doch dieser Einsatz war schon immer sehr umstritten. Von Kleinflugzeugen wurden täglich die Kokastauden überflogen und berieselt. Doch dieses Gift tötete nicht nur die Kokapflanzen; alle übrigen landwirtschaftlichen Produkte gingen ebenfalls verloren. Weiter wurden massenweise Wasserquellen vergiftet. Aber das Schlimmste war und ist der Schaden am Menschen. Obwohl als Giftstoff, der dem Menschen schadet, noch umstritten, ist man sich hier einig, dass das Glyphosat die Gesundheit des Menschen angreift. (Die internationale Agentur für Krebsforschung hat schon vor längerer Zeit berichtet, dass das Glyphosat “wahrscheinlich krebserregend” ist). Es kam hier zu richtigen Aufständen der betroffenen Menschen gegen dieses Gift, bis schliesslich das oberste Verfassungsgericht Kolumbiens dessen Einsatz verbot. Aber nun, mit dem neuen, konservativen, kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque, möchte die Regierung erneut aufs Glyphosat zurückgreifen. Hier geht es natürlich in erster Linie um einen Gefallen dem allmächtigen Donald Trump gegenüber, der bereit ist, der hiesigen Regierung Millionenbeträge zu bezahlen, wenn nur dieses Gift fleissig kleine Bauerngüter berieselt. Was dabei den Kleinbauern geschieht interessiert in Washington niemand.
Dabei fragt sich kaum jemand in den USA oder Europa ob man vielleicht andere Methoden anwenden könnte, wie zum Beispiel einen gerechten Preis für die Kaffee- oder Kakaoernte bezahlen. Ich bin absolut sicher, dass die meisten Bauern sich wieder den legalen Produkten zuwenden, wenn sie nur damit ihre Familien ernähren können.

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