Padre Alfonso Aufdereggen – (1844-1911) – Missionar, Klostergründer, Schriftsteller

Jugendzeit und Studium

Aufdereggen wurde am 24. Februar 1844 in Obergesteln geboren und auf den Namen Johann-Baptist getauft. Bereits ein Jahr später starben seine beiden Eltern: Johann Baptist und Catharina Weger. Zusammen mit seiner Schwester Catharina wurden sie von Verwandten aufgenommen und betreut.

1860 begann er sein Mittelschulstudium im Kollegium von Brig (wo übrigens auch meine Brüder Klaus, Bernhard, Jules und ich selber die Matura machten).

1865/66 studierte er in der Abtei St. Maurice um schliesslich 1867 in den Orden der Redemptoristen einzutreten.

In Südamerika

Von 1873 bis 1876 wirkte er als Priester in Frankreich und reiste 1876 nach Südamerika: Guayaquil. Anschliessend kam er ins bereits bestehende Kloster von Cuenca (Ekuador) und wurde dort Oberer im Jahre 1880.
1882, mit 38 Jahren, wird er bereits Provinzialoberer von ganz Südamerika.
Zur selben Zeit dachte er schon an eine Klosterneugründung in Kolumbien, wo die Redemptoristen damals noch keine Niederlassungen hatten.

Bereits 1884 wurde das von ihm ausgewählte Heiligtum in Buga zum ersten Kloster in Kolumbien.

Von 1893 bis 1895 kommt er nach Spanien, wo er wieder als Oberer wirkt. Aber er will wieder nach Südamerika, wo er die letzten Jahre im Süden von Kolumbien lebt.

Sein Gesundheitszustand wird immer schlechter. Man rät ihm zu einer Reise nach Lima, doch dieses Ziel erreicht er nicht mehr. Am 22. Dezember 1911 stirbt er im kleinen kolumbianischen Dörfchen Buenos Aires. 1976 werden seine Reste exhumiert und in die grosse Kathedrale nach Buga überführt. Bei dieser feierlichen Beilegung unter dem Hochaltar der Basilika in Buga durfte ich auch dabei sein.

Aufdereggen als Missionar

Pater Aufdereggen war, ohne Zweifel, in erster Linie, ein Verkünder des Wortes Gottes. Padre Alfonso und seine Amtsmitbrüder missionierten darum 400 Jahre nach Christoph Kolumbus Landung in Amerika nicht bei Heiden, wohl aber bei Menschen, deren Kenntnisse über das Christentum äusserst gering waren. Das lag zu einem am zahlenmässig geringen Landklerus, der zudem schlecht ausgebildet war, zum anderen an der Geringschätzung, mit der die Indianer von der weissen Oberschicht behandelt wurden. Für viele weisse Südamerikaner galten die Indianer grundsätzlich als zu dumm oder zu minderwertig, als dass sie es verdient hätten, mit Christus vertraut gemacht zu werden. Insofern war allein die Tatsache, dass Aufdereggen und seine Mitbrüder mit demselben Eifer Indianerdörfer, wie von weissen Siedlern bewohnte Kleinstädte besuchten, eine kleine Sensation, ein soziales Engagement, das nicht alle verstanden.
So fortschrittlich die Redemptoristen in ihrem Anliegen waren, die Indianer gleichberechtigt zu behandeln, so traditionell führten sie die Mission aus. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen standen keine sozialen oder gar sozial-politischen Fragen, sondern es ging ausschliesslich um die Seelenrettung der Christen.

Die politisch-gesellschaftliche Dimension der Botschaft Jesu, die heute aus der katholischen Soziallehre und der Theologie der Befreiung nicht mehr wegzudenken sind, war zu jener Zeit kein Thema kirchlicher Verkündigung.
Zudem begann zu dieser Zeit auch der Einzug des liberalen Gedankengutes in ganz Südamerika. In Ekuador kam es sogar zu Aufständen. Der damalige Erzbischof von Quito wurde vergiftet, Priester wurden umgebracht. Auch Aufdereggen wurde verfolgt, verhaftet und schliesslich nach Kolumbien ausgewiesen. (1897)

In Kolumbien blieb er schlussendlich bis zum Ende seines Lebens. (1911)
Seine unermüdlichen Missionsreisen, vor allem im Süden Kolumbiens, seine tagelangen Ritte, die vielen Besuche bei den Familien und das Spenden der Sakramente verweisen auf nur eines: ein Mann aus dem Wallis mit einem tiefen Glauben und einer eisernen Gesundheit.
Eigenartigerweise habe ich meine ersten Pastoral- und Sozialarbeiten in der gleichen Region gemacht wie P. Alfonso, nur 70 Jahre später. Beide ritten wir auf Maultieren tagelang durch den Urwald um uns anvertraute Gemeinschaften zu besuchen.

Die Klosterbasilika in Buga (Der Wundertätige)

Schon vor dem ersten Besuch Aufdereggens in Buga gab es in diesem Städtchen ein Heiligtum des “wundertätigen Herrn” (el milagroso). Der damalige Ortsbischof bot Aufdereggen diesen Ort als erste Hauptniederlassung der Redemptoristen in Kolumbien. Er nahm gleich an: ein solch wichtiges Heiligtum würde der Klostergemeinschaft auch die notwendigen finanziellen Mittel zum Überleben liefern! So wurde denn auch unter seiner Führung eine riesige Basilika erbaut, die noch heute immer von Millionen Kolumbianern und auch Ausländern jährlich besucht wird. Wie schon gesagt, jetzt ruhen die Überreste des Padre Alfonso genau unter dem Hochaltar dieses Gotteshauses.

Marietta und Richard Aufdereggen am Grab des Padre Alfono in Buga im Jahr 1988

Bemerkenswert sind auch seine theologischen Schriften. Neben seinen ausgedehnten Reisen in Südamerika, den Tätigkeiten als Oberer oder als Missionar fand er noch Zeit, religiöse Schriften zu verfassen. Da der Missionar nur sporadisch in die Pfarreien kam, wollte er ein wirksames Instrument zurücklassen, damit die gegründeten Gruppen und Bruderschaften weiterhin eine Quelle der Andacht hätten. So verfasste er rund 25 Gebetbücher, die fast alle im Benziger Verlag in der Schweiz gedruckt und in Südamerika verteilt wurden.

Und noch eins: trotz seiner Strenge und der ernsten Haltung war er voll Freude und Witz. Nach Schweizer Tradition konnte er am am 1. April seine “Fallen stellen” und herzlich über seine Mitbrüder lachen. Für ihn war eine erholsame und frohe Freizeit sehr wichtig. Oft sagte er: ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger. Schon Paulus schrieb: ein fröhlicher Geber hat Gott gern. (2. Kor. 9.7)

Padre Aufdereggen, unser Familienheiliger!

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